Zu Besuch bei den Johannitern in Bamberg
Rettungsdienst, Kinderbetreuung oder Fahrdienste – die 300 haupt- und 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Johanniter in Oberfranken praktizieren Tag für Tag gelebte Nächstenliebe am Menschen. Was diese Frauen und Männer alles leisten, berichteten mir Jürgen Keller, Dienststellenleiter der Johanniter in Oberfranken, sein Stellvertreter Frank Reise und Patrizia Renninger, die für Kommunikation und Marketing zuständig ist, bei einem Gespräch in der Regionalgeschäftsstelle in Bamberg.
Zum einen bietet der Regionalverband Notrufdienste an, die über 1000 Personen nutzen. Die 19 Fahrzeuge des Patientenfahrdienstes absolvierten im vergangenen Jahr über 27.000 Fahrten und legten dabei eine Viertelmillion Kilometer zurück. Darüber hinaus boten die Johanniter laut Keller im Jahr 2022 fast 300 Erste-Hilfe-Kurse mit knapp 3.400 Teilnehmenden an.
Des Weiteren betreiben die Johanniter in Schlüsselfeld eine eigene Rettungswache mit 45 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die im letzten Jahr über 4.300 Einsätze erledigten, so Keller weiter. Ebenfalls in Schlüsselfeld betreibt die Hilfsorganisation eine Sozialstation, die – als Alleinstellungsmerkmal – knapp 90 Multiple Sklerose-Patienten betreut.
Schließlich bietet der Regionalverband der Johanniter Betreutes Wohnen in Bayreuth für 80 Wohneinheiten mit 86 Bewohnerinnen und Bewohnern an. Hinzu kommen laut Keller vier Kindereinrichtungen, die von der Hilfsorganisation im westlichen Oberfranken betrieben werden.
Trotz all dieser Aktivitäten vermisst der Dienststellenleiter die Wertschätzung der heimischen Politiker, die ihr Augenmerk auf andere Hilfsorganisationen richten. Hierbei zeigte sich Keller enttäuscht, dass der Einladung der Johanniter nur wenige Landtagskandierende gefolgt seien; hauptsächlich die Kandidierenden der Grünen hätten sich auf den Weg in die Bamberger Dienststelle gemacht.
Neben fehlender Wertschätzung sprach Keller Probleme bei der Finanzierung der Hilfsorganisation an. Dumpinganbieter machen den Johannitern speziell beim Fahrdienst zu schaffen. Und auch die Krankenkassen drücken immer stärker auf die Höhe der Abrechnungssätze – trotz inflationsbedingt steigender Kosten. Last but not least litten die Johanniter, wie viele andere Hilfsorganisationen und Gesundheitseinrichtungen, unter dem Fachkräftemangel. Deswegen wirbt man im Ausland Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Vor allem in Italien gibt es laut Keller hochqualifizierte Pflegerinnen und Pfleger, doch es sei viel Bürokratie nötig, um deren Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen.
Hier rannte er bei mir offene Türen ein. Ich verwies auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das die Ampel-Regierung in Berlin auf den Weg gebracht hat und das ab November in Kraft treten soll. Wir Grüne wollen viel mehr in Menschen statt in Beton investieren! Deswegen setzen wir uns für eine gerechte Bezahlung für Pflegende ein! Ich verwies außerdem auf unser Ziel, in allen Schulen verpflichtende Praktika in handwerklichen Berufen, aber auch im Pflegebereich anzubieten. Diese Berufe verdienen schließlich viel mehr Wertschätzung!
Abschließend stellte Dienststellenleiter Jürgen Keller auf das Projekt Lacrima, bei welchem die Johanniter Kinder betreuen und begleiten, die ein Familienmitglied verloren haben. In Bamberg, Kulmbach und Bayreuth ist die Hilfsorganisation bereits aktiv, ab dem 28. Oktober weitet sie dieses Angebot auch auf Lichtenfels – in Kooperation mit der Caritas – an. Natürlich werde ich dieses beachtenswerte Projekt unterstützen.