Baumschutz ist Menschenschutz
Am Wochenende sprach ich mit einem Bekannten aus Kronach über Baumschutzverordnungen. Er meinte: „Unsere Baumschutzverordnung ist wirklich gut. Wir haben jetzt viel mehr Bäume in unserer Stadt. Das macht echt was aus! Gerade für den älteren Teil unserer Bevölkerung.“
Ich habe gestutzt: Warum für die Älteren? Die Hitze vertragen ältere Menschen (und auch Kinder) nur schlecht. Das sieht man auch gut an den Sterblichkeitsraten, die an besonders heißen Tagen regelmäßig in die Höhe schnellen. Mit dem Klimawandel werden wir künftig dieses Phänomen häufiger beobachten müssen.
In der Stadt Lichtenfels leben viele ältere Mitbürgerinnen und -bürger: über die Hälfte (!) ist inzwischen älter als 50, Tendenz weiter steigend.
Wir stehen als Rätinnen und Räte in der Verantwortung. Wie wollen wir diese Menschen künftig schützen, wenn im Sommer ihr Kreislauf nicht mehr mitmacht? Überall Klimaanlagen aufstellen? Mit großen Segeln arbeiten? Wie können wir vor Überhitzung schützen?
Wir Grüne sind überzeugt, dass die billigsten Klimaanlagen Bäume sind; sie sind auch wichtig für unsere psychische Gesundheit, sie dienen dem Lärmschutz, spenden Schatten und kühlen. Um unserer Verantwortung für unsere Kinder, für unsere Seniorinnen und Senioren gerecht zu werden, haben wir den Erlass der Baumschutzverordnung beantragt.
Damit stehen wir nicht allein, denn alle Kreisstädte um uns herum haben das erkannt und eine Baumschutzverordnung erlassen.
Bamberg hat eine. Bayreuth hat eine. Coburg hat eine.
Forchheim hat eine. Hof hat eine. Kulmbach hat eine.
Kronach hat eine.
Wir haben keine. Wir hängen hinterher.
Ich mache mir ernsthaft Sorgen um unsere Bürgerinnen und Bürger, denn wir brauchen eine klimagerechte Stadtentwicklung. Wir müssen unsere Lichtenfelser schützen. Wir wollen doch als Stadt attraktiv bleiben!
Im Rahmen der Visionen 2030 haben wir uns auf den Weg gemacht und sehr viel Arbeit in die Baumschutzverordnung gesteckt. Es gab viele Sitzungen, viele Absprachen, viele Entwürfe und alles ist umsonst gewesen. Wie es zu dieser Kehrtwende in der Stadtverwaltung kommen konnte, ist nicht zu begreifen.
Jetzt wird plötzlich behauptet, die Baumschutzverordnung gewährleistet keinen echten Schutz. Eine Erklärung dafür fehlt in der Sitzungsvorlage. Hier werden Behauptungen in den Raum gestellt, die nicht belegt sind. Die meisten der umliegenden Kreisstädte schützen Laubbäume ab einem Umfang von 80 cm. Das wäre in unserem Entwurf auch der Fall gewesen. Herr Stadtbaumeister: Nennen Sie mir die Norm, in der Verordnung, die dazu führt, dass die Baumschutzverordnung nicht greift! (Die Antwort darauf blieb die Verwaltung schuldig.)
Auf die Chancen geht die Sitzungsvorlage leider nicht ein. Dabei gibt es Städte, die mit den Ausgleichszahlungen jungen Familien zu Hausbäume beraten, Baumschnitte finanzieren oder die Ausgleichszahlungen in öffentliche Pflanzungen investieren.
Abschließend noch kurz zum Thema und Kosten. So eine Baumschutzverordnung ist viel, aber kein Bürokratiemonster! Der Bund Naturschutz Bayern hat zu diesem Thema eine Vielzahl von Kommunen befragt und festgestellt, dass pro 1.000 Einwohnern eine Stunde Arbeitszeit im Monat anfällt. Das ist nicht viel. Bei 20.000 Einwohnern wären das 20 Stunden Arbeitszeit im Monat. Bei einer Wochenarbeitszeit von knapp 40 Stunden, entspricht das einer achtel Stelle. Geht man davon aus, dass der Verwaltungsmitarbeiter, der das bearbeitet, der Stadt im Jahr 60.000 Euro kostet, kommt man zum Ergebnis, dass die Baumschutzverordnung mit 7.500 Euro zu Buche schlagen würde. Ist das zu viel für ein gesundes Stadtklima? Zum Vergleich: der Skilift in Lahm kostet der Stadt zwischen 8.000 und 10.000 Euro jährlich.
Für uns Grüne ist klar: Wir tragen die Verantwortung für unsere immer älter werdende Bevölkerung. Wir müssen sie schützen! Ein Mittel, um diesen Schutz zu gewährleisten, ist die Baumschutzverordnung. Wenn Ihr Eurer Verantwortung als Rätinnen und Räte gerecht werden wollt, dann stimmt unserem Entwurf zu!